PatVerfü-Handbuch

Ei­ni­ge Tex­te des Hand­buch Pat­Ver­fü wer­den zur Zeit (1/2019) ak­tua­li­siert. Wir bit­ten noch um ein we­nig Ge­duld.

Das PatVerfü-Handbuch enthält ausführliche Informationen rund um das Thema PatVerfü. Sie können das Handbuch online lesen, als EBook herunterladen oder die gedruckte Broschüre bestellen. Oder lesen Sie die Einführung ins Thema.

Das PatVerfü-Handbuch ent­hält aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen rund um das Thema Pat­Verfü. Die The­men rei­chen von den ge­setz­li­chen Grund­la­gen für psych­ia­tri­schen Zwang bis hin zu prak­ti­schen Tipps, um sich mit der Pat­Verfü vor Zwangs­maß­nahmen zu schützen.

Die gesetzlichen Grundlagen der PatVerfü im Bürgerlichen Gesetzbuch (BGB)

Das neue Ge­setz, mit dem die Pa­ra­gra­phen im Be­treu­ungs­recht rund um die Re­ge­lung von Pa­ti­en­ten­ver­fü­gun­gen auf­grund der Ent­schei­dung des Bun­des­ta­ges vom 18.6.2009 ge­än­dert wor­den sind, ist im Bun­des­ge­setz­blatt, Jahr­gang 2009, Teil I Nr. 48, Sei­te 2286-2287 ver­öf­fent­licht und heißt: „3. Ge­setz zur Än­de­rung des Be­treu­ungs­rechts vom 29.07.2009“. Die ge­setz­li­chen Grund­la­gen, auf de­nen die Pat­Ver­fü ba­siert, sind die fol­gen­den Pa­ra­gra­phen des Bür­ger­li­chen Ge­setz­buchs (BGB), Ab­schnitt Be­treu­ungs­recht:

§ 1901a Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung

(1) Hat ein ein­wil­li­gungs­fä­hi­ger Voll­jäh­ri­ger für den Fall sei­ner Ein­wil­li­gungs­un­fä­hig­keit schrift­lich fest­ge­legt, ob er in be­stimm­te, zum Zeit­punkt der Fest­le­gung noch nicht un­mit­tel­bar be­vor­ste­hen­de Un­ter­su­chun­gen sei­nes Ge­sund­heits­zu­stan­des, Heil­be­hand­lun­gen oder ärzt­li­che Ein­grif­fe ein­wil­ligt oder sie un­ter­sagt (Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung), prüft der Be­treu­er, ob die­se Fest­le­gun­gen auf die ak­tu­el­le Le­bens- und Be­hand­lungs­si­tua­ti­on zu­tref­fen. Ist dies der Fall, hat der Be­treu­er dem Wil­len des Be­treu­ten Aus­druck und Gel­tung zu ver­schaf­fen. Ei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung kann je­der­zeit form­los wi­der­ru­fen wer­den.

(2) Liegt kei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung vor oder tref­fen die Fest­le­gun­gen ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung nicht auf die ak­tu­el­le Le­bens- und Be­hand­lungs­si­tua­ti­on zu, hat der Be­treu­er die Be­hand­lungs­wün­sche oder den mut­maß­li­chen Wil­len des Be­treu­ten fest­zu­stel­len und auf die­ser Grund­la­ge zu ent­schei­den, ob er in ei­ne ärzt­li­che Maß­nah­me nach Ab­satz 1 ein­wil­ligt oder sie un­ter­sagt. Der mut­maß­li­che Wil­le ist auf­grund kon­kre­ter An­halts­punk­te zu er­mit­teln. Zu be­rück­sich­ti­gen sind ins­be­son­de­re frü­he­re münd­li­che oder schrift­li­che Äu­ße­run­gen, ethi­sche oder re­li­giö­se Über­zeu­gun­gen und sons­ti­ge per­sön­li­che Wert­vor­stel­lun­gen des Be­treu­ten.

(3) Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten un­ab­hän­gig von Art und Sta­di­um ei­ner Er­kran­kung des Be­treu­ten.

(4) Nie­mand kann zur Er­rich­tung ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung ver­pflich­tet wer­den. Die Er­rich­tung oder Vor­la­ge ei­ner Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung darf nicht zur Be­din­gung ei­nes Ver­trags­schlus­ses ge­macht wer­den.

(5) Die Ab­sät­ze 1 bis 3 gel­ten für Be­voll­mäch­tig­te ent­spre­chend.

§ 1901b Ge­spräch zur Fest­stel­lung des Pa­ti­en­ten­wil­lens

(1) Der be­han­deln­de Arzt prüft, wel­che ärzt­li­che Maß­nah­me im Hin­blick auf den Ge­samt­zu­stand und die Pro­gno­se des Pa­ti­en­ten in­di­ziert ist. Er und der Be­treu­er er­ör­tern die­se Maß­nah­me un­ter Be­rück­sich­ti­gung des Pa­ti­en­ten­wil­lens als Grund­la­ge für die nach § 1901a zu tref­fen­de Ent­schei­dung.

(2) Bei der Fest­stel­lung des Pa­ti­en­ten­wil­lens nach § 1901a Ab­satz 1 oder der Be­hand­lungs­wün­sche oder des mut­maß­li­chen Wil­lens nach § 1901a Ab­satz 2 soll na­hen An­ge­hö­ri­gen und sons­ti­gen Ver­trau­ens­per­so­nen des Be­treu­ten Ge­le­gen­heit zur Äu­ße­rung ge­ge­ben wer­den, so­fern dies oh­ne er­heb­li­che Ver­zö­ge­rung mög­lich ist.

(3) Die Ab­sät­ze 1 und 2 gel­ten für Be­voll­mäch­tig­te ent­spre­chend.

§ 1901c Schrift­li­che Be­treu­ungs­wün­sche, Vor­sor­ge­voll­macht

Wer ein Schrift­stück be­sitzt, in dem je­mand für den Fall sei­ner Be­treu­ung Vor­schlä­ge zur Aus­wahl des Be­treu­ers oder Wün­sche zur Wahr­neh­mung der Be­treu­ung ge­äu­ßert hat, hat es un­ver­züg­lich an das Vor­mund­schafts­ge­richt ab­zu­lie­fern, nach­dem er von der Ein­lei­tung ei­nes Ver­fah­rens über die Be­stel­lung ei­nes Be­treu­ers Kennt­nis er­langt hat. Eben­so hat der Be­sit­zer das Vor­mund­schafts­ge­richt über Schrift­stü­cke, in de­nen der Be­trof­fe­ne ei­ne an­de­re Per­son mit der Wahr­neh­mung sei­ner An­ge­le­gen­hei­ten be­voll­mäch­tigt hat, zu un­ter­rich­ten. Das Vor­mund­schafts­ge­richt kann die Vor­la­ge ei­ner Ab­schrift ver­lan­gen.

§ 1904 Ge­neh­mi­gung des Vor­mund­schafts­ge­richts bei ärzt­li­chen Maß­nah­men

(1) Die Ein­wil­li­gung des Be­treu­ers in ei­ne Un­ter­su­chung des Ge­sund­heits­zu­stands, ei­ne Heil­be­hand­lung oder ei­nen ärzt­li­chen Ein­griff be­darf der Ge­neh­mi­gung des Vor­mund­schafts­ge­richts, wenn die be­grün­de­te Ge­fahr be­steht, dass der Be­treu­te auf Grund der Maß­nah­me stirbt oder ei­nen schwe­ren und län­ger dau­ern­den ge­sund­heit­li­chen Scha­den er­lei­det. Oh­ne die Ge­neh­mi­gung darf die Maß­nah­me nur durch­ge­führt wer­den, wenn mit dem Auf­schub Ge­fahr ver­bun­den ist.

(2) Die Nicht­ein­wil­li­gung oder der Wi­der­ruf der Ein­wil­li­gung des Be­treu­ers in ei­ne Un­ter­su­chung des Ge­sund­heits­zu­stands, ei­ne Heil­be­hand­lung oder ei­nen ärzt­li­chen Ein­griff be­darf der Ge­neh­mi­gung des Vor­mund­schafts­ge­richts, wenn die Maß­nah­me me­di­zi­nisch an­ge­zeigt ist und die be­grün­de­te Ge­fahr be­steht, dass der Be­treu­te auf Grund des Un­ter­blei­bens oder des Ab­bruchs der Maß­nah­me stirbt oder ei­nen schwe­ren und län­ger dau­ern­den ge­sund­heit­li­chen Scha­den er­lei­det.

(3) Die Ge­neh­mi­gung nach den Ab­sät­zen 1 und 2 ist zu er­tei­len, wenn die Ein­wil­li­gung, die Nicht­ein­wil­li­gung oder der Wi­der­ruf der Ein­wil­li­gung dem Wil­len des Be­treu­ten ent­spricht.

(4) Ei­ne Ge­neh­mi­gung nach Ab­satz 1 und 2 ist nicht er­for­der­lich, wenn zwi­schen Be­treu­er und be­han­deln­dem Arzt Ein­ver­neh­men dar­über be­steht, dass die Er­tei­lung, die Nicht­er­tei­lung oder der Wi­der­ruf der Ein­wil­li­gung dem nach § 1901a fest­ge­stell­ten Wil­len des Be­treu­ten ent­spricht.

(5) Die Ab­sät­ze 1 bis 4 gel­ten auch für ei­nen Be­voll­mäch­tig­ten. Er kann in ei­ne der in Ab­satz 1 Satz 1 oder Ab­satz 2 ge­nann­ten Maß­nah­men nur ein­wil­li­gen, nicht ein­wil­li­gen oder die Ein­wil­li­gung wi­der­ru­fen, wenn die Voll­macht die­se Maß­nah­men aus­drück­lich um­fasst und schrift­lich er­teilt ist.