PatVerfü im Einsatz

Ei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung wie die Pat­Ver­fü kommt im­mer dann zum Ein­satz, wenn Sie sich auf­grund ei­ner Er­kran­kung oder ei­nes Un­falls nicht mehr äu­ßern kön­nen. Aber auch wenn Ih­re Wor­te und Ges­ten von Ärz­ten und Rich­tern nicht mehr als Aus­druck Ih­res Wil­lens an­ge­se­hen wer­den. Zum Schutz in sol­chen Si­tua­tio­nen wur­de die Pat­Ver­fü ent­wi­ckelt.

Wie die Pat­Ver­fü funk­tio­niert

Mit ei­ner Pat­Ver­fü un­ter­sa­gen Sie aus­drück­lich und recht­lich ver­bind­lich die Vor­nah­me psych­ia­tri­scher Un­ter­su­chun­gen und Be­hand­lun­gen. Da­mit wer­den auch und vor al­lem psych­ia­tri­sche Dia­gno­sen ver­hin­dert, die Ih­nen ei­ne psy­chi­sche Er­kran­kung at­tes­tie­ren.

Durch die Be­nen­nung von Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­ten sor­gen Sie da­für, dass selbst dann, wenn Ih­nen die Fä­hig­keit zu ei­ge­nen Ent­schei­dun­gen ab­ge­spro­chen wird, ver­traute und loy­al ver­bun­dene Per­so­nen Ih­ren Wil­len recht­lich bin­dend durch­set­zen kön­nen.

Das hat fol­gen­de Kon­se­quen­zen:

  • Ge­set­ze, die Ih­nen we­gen ei­ner psy­chi­schen Er­kran­kung Ih­re Grund­rech­te auf Frei­heit und kör­per­li­che Un­ver­sehrt­heit und Ihr Recht auf ein fai­res Ver­fah­ren be­schnei­den, kön­nen nicht an­ge­wen­det wer­den.
  • So lan­ge Sie sich äu­ßern kön­nen, blei­ben Sie ei­ne Per­son, die selb­stän­dig und selbst­ver­ant­wort­lich Ent­schei­dun­gen trifft und für die Kon­se­quen­zen ih­rer Hand­lun­gen ver­ant­wort­lich bleibt.
  • Ent­schei­dun­gen in Ih­rem Na­men kön­nen nur mit Ih­rem Ein­ver­ständ­nis er­fol­gen. Die ge­richt­li­che Be­stel­lung ei­nes Be­treu­ers ge­gen Ih­ren Wil­len ist aus­ge­schlos­sen. Im Not­fall (z. B. Ko­ma) sorgt ei­ne Per­son Ih­res Ver­trau­ens für die Durch­set­zung Ih­rer Rech­te.
  • Ein­grif­fe in Ih­re Grund­rech­te kön­nen nur auf­grund von Ge­set­zen vor­ge­nom­men wer­den, die für al­le Bür­ger in glei­chem Ma­ße gel­ten, nicht nur für „psy­chisch Kran­ke“.
  • Sie be­stim­men, was Sie als Hil­fe an­neh­men und was Sie als un­er­wünsch­te Be­läs­ti­gung und Ein­griff in Ih­re Selbst­be­stim­mung ab­leh­nen. Wenn an­de­re Men­schen Ih­nen hel­fen wol­len, sind sie dar­auf an­ge­wie­sen, Ih­nen ih­re je­wei­li­gen An­ge­bo­te mit der Kraft der Über­zeu­gung schmack­haft zu ma­chen. Zwang und Ge­walt sind aus­ge­schlos­sen.
  • Sie be­stim­men, ob Sie Pa­ti­ent sein wol­len oder ob Sie es vor­zie­hen, auf me­di­zi­ni­sche oder psych­ia­tri­sche Hil­fe zu ver­zich­ten.
  • Sie dür­fen ge­nau­so ge­fähr­lich für sich selbst und an­de­re sein, wie je­der an­de­re Bür­ger, der da­bei nicht ge­gen gel­ten­des Recht ver­stößt.

Das Pat­Ver­fü-Do­ku­ment ist als sol­ches be­reits recht­lich bin­dend. Zu­wi­der­hand­lun­gen ge­gen die dar­in ent­hal­te­nen Vor­ga­ben kön­nen straf­rech­li­che Kon­se­quen­zen für Ärz­te, Psych­ia­ter und Rich­ter nach sich zie­hen. Falls die Pat­Ver­fü den­noch nicht so­fort an­er­kannt wird, tre­ten die Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­ten als Ih­re recht­li­chen Stell­ver­tre­ter in Ak­ti­on, um Ih­ren Wil­len durch­zu­set­zen.

Den Schutz durch die Pat­Ver­fü ge­nie­ßen Sie un­ter Um­stän­den so­gar im Aus­land oder als Per­son oh­ne BRD-Pass, die sich aus pri­va­ten oder be­ruf­li­chen Grün­den in Deutsch­land auf­hält. Hand­buch

Ei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung kön­nen Sie je­der­zeit münd­lich wi­der­ru­fen. Dies gilt auch für die Pat­Ver­fü. Dann ver­lie­ren Sie al­ler­dings auch den Schutz durch die­ses Do­ku­ment.

Vor­sicht! Die Zu­stim­mung zu ei­ner psych­ia­tri­schen Un­ter­su­chung könn­te da­zu füh­ren, dass spä­ter von ärzt­li­cher Sei­te aus ver­sucht wird, die vor­sorg­li­chen Wil­lens­er­klä­run­gen Ih­rer Pat­Ver­fü an­zu­fech­ten.

Soll­ten Sie sich al­so bei­spiels­wei­se frei­wil­lig auf ei­ner of­fe­nen psych­ia­tri­schen Sta­ti­on be­fin­den, wer­den jetzt aber mit Ver­le­gung in die Ge­schlos­se­ne und mit Zwangs­be­hand­lung be­droht, dann zei­gen Sie Ih­re Pat­Ver­fü vor und be­strei­ten Sie, dass Sie ei­ner Un­ter­su­chung über­haupt je­mals zu­ge­stimmt hät­ten. Fü­gen Sie hin­zu, dass Ih­re Aus­sa­gen wäh­rend der Un­ter­su­chung al­le­samt er­lo­gen ge­we­sen wä­ren, weil Sie zwar nicht an psy­chi­sche Krank­hei­ten glaub­ten (so steht es in Ih­rer Pat­Ver­fü), aber für ei­ni­ge Zeit die Vor­tei­le ei­nes Kran­ken­haus­auf­ent­hal­tes nut­zen oder un­be­dingt be­stimm­te Psy­cho­phar­ma­ka aus­pro­bie­ren woll­ten.

Da Sie wäh­rend der Un­ter­su­chung kei­ne schrift­li­che Zu­stim­mung ge­ge­ben ha­ben, kann die Ge­gen­sei­te die­se Zu­stim­mung auch nicht be­wei­sen. Hand­buch

Pat­Ver­fü vor­le­gen und schwei­gen!

Be­ach­ten Sie bit­te: im Zu­sam­men­hang mit der An­dro­hung psych­ia­tri­scher Zwangs­maß­nah­men kann al­les, was Sie sa­gen, ge­gen Sie ver­wen­det wer­den. Ih­re Äu­ße­run­gen wer­den in sol­chen Si­tua­tio­nen re­gel­mä­ßig als Be­leg für ei­ne „psy­chi­sche Er­kran­kung“ und die Not­wen­dig­keit des Ein­sat­zes von Zwang und Ge­walt um­ge­deu­tet.

Dies gilt auch dann, wenn Sie im Be­sitz ei­ner gül­ti­gen Pat­Ver­fü sind. Un­ab­hän­gig da­von, wer Ih­nen mit der Psych­ia­trie oder ei­ner Zwangs­be­gut­ach­tung droht, sei es ein Mit­ar­bei­ter des So­zi­al­psych­ia­tri­schen Diens­tes, ein Sa­ni­tä­ter der Feu­er­wehr, ein Po­li­zist oder ein Psych­ia­ter in ei­ner Kli­nik: zei­gen Sie Ih­re Pat­Ver­fü vor und ver­lan­gen Sie, in Ru­he oder frei­ge­las­sen zu wer­den.

Ge­ben Sie den be­tref­fen­den Per­so­nen Zeit, Ih­re Pat­Ver­fü in Ru­he zu stu­die­ren oder auch mit Ih­ren Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­ten zu te­le­fo­nie­ren. Las­sen Sie sich aber mit nie­man­dem auf Ge­sprä­che über Ih­re Si­tua­ti­on ein. Ver­su­chen Sie nicht, sich zu recht­fer­ti­gen. Be­stehen Sie auf Ih­ren Rech­ten.

Mög­lich­kei­ten der An­wen­dung

Fol­gen­de Sze­na­ri­en sind vor­stell­bar, in de­nen die Pat­Ver­fü in der Pra­xis zum Ein­satz kom­men kann:

Po­li­zei oder Not­arzt. Will die Po­li­zei oder ein Not­arzt Sie we­gen Ih­res auf­fäl­li­gen oder ge­fähr­lich er­schei­nen­den Ver­hal­tens in die Psych­ia­trie brin­gen, dann zei­gen Sie Ih­re Pat­Ver­fü vor und schwei­gen. Im schlimms­ten Fall müs­sen Sie ei­ne Nacht im po­li­zei­li­chen Ge­wahr­sam ver­brin­gen. Für die Un­ter­brin­gung in der Psych­ia­trie gibt es kei­ne recht­li­che Grund­la­ge.

Frei­las­sung aus der Psych­ia­trie. Hat die Po­li­zei oder der Not­arzt Sie trotz Pat­Ver­fü in ei­ne ge­schlos­sen Ab­tei­lung ei­ner Psych­ia­trie ge­bracht, zei­gen Sie Ih­re Pat­Ver­fü vor und ver­lan­gen Sie so­fort Ih­re Frei­las­sung. Even­tu­ell muss ei­ner Ih­rer Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­ten für die Frei­las­sung sor­gen; not­falls mit ei­nem Ge­richts­be­schluss. Ei­ne Un­ter­su­chung oder gar Zwangs­be­hand­lung wür­de in die­sem Fall ei­ne straf­ba­re Kör­per­ver­let­zung dar­stel­len, vor der sich Psych­ia­ter und Pfle­ge­per­so­nal hü­ten wer­den.

Dro­hung mit der Ge­schlos­se­nen im Kran­ken­haus. Wenn Sie sich frei­wil­lig in der Psych­ia­trie oder ei­ner an­de­ren Ab­tei­lung ei­nes Kran­ken­hau­ses auf­hal­ten und Ih­nen we­gen Ih­res un­ko­ope­ra­ti­ven Ver­hal­tens mit ei­ner Ver­le­gung in die ge­schlos­se­ne Ab­tei­lung ge­droht wird, zei­gen Sie Ih­re Pat­Ver­fü vor und ver­lan­gen Sie die Un­ter­las­sung sol­cher Dro­hun­gen.

Zwangs­be­treu­ung droht. Droht ein Be­treu­ungs­ver­fah­ren ge­gen Ih­ren Wil­len, dann er­fährt ein Rich­ter durch das Zen­tra­le Vor­sor­ge­re­gis­ter, dass Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­te exis­tie­ren. Oder Sie le­gen per­sön­lich oder pos­ta­lisch Ih­re Pat­Ver­fü dem Ge­richt vor. Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­te ha­ben laut Ge­setz Vor­rang vor ei­ner ge­richt­li­chen Be­stel­lung ei­nes recht­li­chen Be­treu­ers.

Be­frei­ung aus ei­ner un­er­wünsch­ten Be­treu­ung. Wol­len Sie ei­ne be­stehen­de Be­treu­ung auf­he­ben, dann ist dies mit ei­ner Pat­Ver­fü mög­lich. Die­ser Weg ist mit ei­ni­gem per­sön­li­chen und fi­nan­zi­el­len Auf­wand ver­bun­den. Ge­naue­res er­fah­ren Sie im Hand­buch.

Auf­for­de­rung zur psych­ia­tri­schen Be­gut­ach­tung. For­dert Sie das Job­cen­ter, ei­ne an­de­re Be­hör­de oder Ihr Ar­beit­ge­ber auf, sich ei­ner psych­ia­tri­schen Be­gut­ach­tung zu un­ter­zie­hen, dann leh­nen Sie die­ses An­sin­nen mit Ver­weis auf Ih­re Pat­Ver­fü höf­lich ab. Soll­ten Sie aus be­stimm­ten Grün­den ei­nen sol­chen Gut­ach­ter­ter­min den­noch wahr­neh­men, dann le­gen Sie Ih­re Pat­Ver­fü vor, schwei­gen und las­sen ei­ne Ver­trau­ens­per­son er­klä­ren, dass sie sich nicht wei­ter äu­ßern wer­den. Hand­buch