PatVerfü-Handbuch

Ei­ni­ge Tex­te des Hand­buch Pat­Ver­fü wer­den zur Zeit (1/2019) ak­tua­li­siert. Wir bit­ten noch um ein we­nig Ge­duld.

Das PatVerfü-Handbuch enthält ausführliche Informationen rund um das Thema PatVerfü. Sie können das Handbuch online lesen, als EBook herunterladen oder die gedruckte Broschüre bestellen. Oder lesen Sie die Einführung ins Thema.

Das PatVerfü-Handbuch ent­hält aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen rund um das Thema Pat­Verfü. Die The­men rei­chen von den ge­setz­li­chen Grund­la­gen für psych­ia­tri­schen Zwang bis hin zu prak­ti­schen Tipps, um sich mit der Pat­Verfü vor Zwangs­maß­nahmen zu schützen.

PatVerfü im Ausland und für Menschen mit Nicht-BRD-Pass

De­fi­ni­ti­on: In die­sem Text wird das Wort „Aus­län­der“ so ver­wen­det, dass da­mit al­le Men­schen ge­meint sind, die sich in der BRD auf­hal­ten und kei­nen BRD-Pass ha­ben. Dies ist kei­ne all­ge­mei­ne De­fi­ni­ti­on, son­dern aus­schließ­lich ei­ne, um be­griff­li­che Un­klar­hei­ten in die­sem Text zu ver­mei­den.

Durch das „Über­ein­kom­men über den in­ter­na­tio­na­len Schutz von Er­wach­se­nen“[85] wird nach Ra­ti­fi­zie­rung durch die je­wei­li­gen Na­tio­nal­staa­ten von die­sen an­er­kannt, dass in fa­mi­li­en­recht­li­chen Fra­gen, wie es das gan­ze Be­treu­ungs­recht ist, je­weils das Recht des Staa­tes gel­ten soll, der a) eben­falls ra­ti­fi­ziert hat und b)in des­sen Staat die Per­son, un­ab­hän­gig vom Pass, ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt hat, auch wenn die­se Per­son sich in ei­nem der an­de­ren Staa­ten auf­hält, der ra­ti­fi­ziert hat. Staa­ten, in de­nen bis­her das Über­ein­kom­men recht­lich bin­dend in Kraft ge­tre­ten ist: die BRD, Est­land, Finn­land, Frank­reich, Lett­land, Mo­na­co, Por­tu­gal, Schott­land, Schweiz, Tsche­chi­en, Ös­te­reich, Zy­pern  (Stand 1.9.2019). [86]
Was ist „ge­wöhn­li­cher Auf­ent­halt“? Als Faust­re­gel kann man sa­gen, der Ort wo man sich mehr als ein hal­bes Jahr in­ner­halb ei­nes Jah­res tat­säch­lich auf­hält und wohnt.

Die fol­gen­den Kon­se­quen­zen die­ser ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen sind zwar aus die­sen her­ge­lei­tet, sind aber kei­ne gän­gi­ge ge­richt­li­che Pra­xis, ge­schwei­ge denn ei­ne all­täg­li­che Übung. Wahr­schein­lich wer­den so­gar erst obe­re Ge­rich­te auch für un­te­re Ge­rich­te ver­bind­li­che Stan­dards ent­schei­den müs­sen. Für die­sen wahr­schein­lich not­wen­di­gen Weg durch die In­stan­zen soll die­ses Pa­pier Hil­fe­stel­lung ge­ben.

Fall 1) Ei­ne Pa­t­­Ver­fü-ge­­schütz­te Per­son mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in der BRD macht Ur­laub in Est­land, Frank­reich, Finn­land, Schweiz, Schott­land, Tsche­chi­en oder Ös­te­reich (EFFSSTÖ): Sie ist dort vor der Zwangs­psych­ia­trie ge­schützt – aber sie muss die EFFS­STÖ-Jus­tiz da­von je­weils noch über­zeu­gen. Da­bei sind die we­sent­li­chen Hel­fer:

  1. die Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­ten in Zu­sam­men­ar­beit mit
  2. den je­wei­li­gen BRD-Kon­su­la­ten und/oder -Bot­schaf­ten und
  3. not­falls dem Aus­wär­ti­gen Amt, Re­fe­rat 507 – In­ter­na­tio­na­ler Rechts­hil­fe­ver­kehr in Zi­vil-, Han­dels- und Ar­beits­sa­chen so­wie
  4. das Bun­des­amt für Jus­tiz, Ade­nau­er­al­lee  99 – 103, 53113 Bonn, Te­le­fon: +49 (0)228 99 410 - 40 Fax: +49 (0)228 99 410 – 5050

Wenn ei­ne Psych­ia­tri­sie­rung dro­hen soll­te, je­dem Psych­ia­ter ge­gen­über ei­sern schwei­gen und nur ein Te­le­fo­nat zu ei­nem Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­ten ver­lan­gen, so­wie die­sem die Si­tua­ti­on und die Fax­num­mer der An­stalt mit­tei­len. Der Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­te muss so­fort die Bot­schaft und/oder das Kon­su­lat der BRD in dem be­tref­fen­den Land an­ru­fen, de­ren Fax-Num­mer er­fra­gen und ein Fax mit der Pat­Ver­fü und ei­ner An­wei­sung, den Voll­macht­ge­ber so­fort frei­zu­las­sen, avi­sie­ren. Die­ses Fax un­be­dingt auch an das Bun­des­amt für Jus­tiz (sie­he oben) sen­den. So­bald die­se Fa­xe an­ge­kom­men sind, soll­te der Vor­sor­ge­be­voll­mäch­tig­te wie­der bei der Bot­schaft  an­ru­fen und ei­ne zu­stän­di­ge Per­son her­aus­fin­den, die

  1. kurz­fris­tig ei­ne Über­set­zung der Pat­Ver­fü und An­wei­sung in die Lan­des­spra­che be­sorgt und
  2. bei­des der An­stalt zu­faxt.

So­dann soll­te die­se der Lan­des­spra­che kun­di­ge Per­son der An­stalt te­le­fo­nisch klar ma­chen, dass in die­sem be­son­de­ren Fall deut­sches Recht ver­bind­lich gilt und die so­for­ti­ge Frei­las­sung ver­lan­gen. Falls dies nicht zu­ge­si­chert wird (oder sich bei Über­prü­fung als Lü­ge her­aus­stellt) müs­sen in en­ger Ko­ope­ra­ti­on mit dem je­wei­li­gen BRD-Kon­su­lat und/oder der Bot­schaft und not­falls dem Aus­wär­ti­gen Amt in Ber­lin die nächs­ten recht­li­chen Schrit­te ein­ge­lei­tet wer­den: ei­nen mit den recht­li­chen Fra­gen ver­trau­ten Rechts­an­walt be­auf­tra­gen – ver­mit­telt durch Kon­su­lat bzw. Bot­schaft – und ei­ne even­tu­ell ne­ga­ti­ve ge­richt­li­che Ent­schei­dun­gen an­fech­ten, not­falls durch die In­stan­zen. Wich­tig: im­mer ge­gen­über al­len Psych­ia­tern ei­sern schwei­gen, so dass der An­walt im­mer zu recht sa­gen kann, man ha­be sich nicht frei­wil­lig dia­gnos­ti­zie­ren las­sen.

Fall 2) Ei­ne Pat­Ver­fü-ge­schütz­te Per­son mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in der BRD macht Ur­laub au­ßer­halb der BRD, aber nicht in ei­nem EFFS­STÖ-Land, son­dern an­ders­wo: Die Pat­Ver­fü kann zwar ein Hin­weis für ein ört­li­ches Ge­richt im Aus­land sein, ist aber recht­lich un­ver­bind­lich. Es herrscht die­sel­be Will­kür, wie in der BRD vor dem 1.9.2009, dem Da­tum des Wirk­sam­wer­dens des Ge­set­zes zur Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung und da­mit der Pat­Ver­fü.

Fall 3) Ei­ne Pat­Ver­fü-ge­schütz­te Per­son hat ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt in der BRD, aber kei­nen BRD-Pass, ist al­so hier Aus­län­de­rIn: Für die­se Per­so­nen gel­ten in der BRD die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen des Be­treu­ungs­rechts, al­so sind Pat­Ver­fü und Vor­sor­ge­voll­macht in vol­lem Um­fang rechts­wirk­sam. Die An­wen­dung un­ter­schei­det sich nicht von der von Per­so­nen mit BRD-Pass.

Fall 4) Ei­ne Pat­Ver­fü-ge­schütz­te Per­son hat ei­nen EFFS­STÖ-Pass, macht in der BRD Ur­laub und hat ih­ren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt nicht in der BRD, son­dern in ei­nem EFFSS- Land: Die Pat­Ver­fü ist für ein ört­li­ches Ge­richt hier zwar ein Hin­weis, aber recht­lich un­ver­bind­lich. Es herrscht für die­se Per­son die­sel­be blan­ke psych­ia­tri­sche Will­kür der EFFSS-Län­der, wie in der BRD vor dem 1.9.2009, dem Da­tum des Wirk­sam­wer­den des Ge­set­zes zur Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung.

Fall 5) Ein/e Pat­Ver­fü-ge­schütz­te/r Aus­län­de­rIn hat kei­nen EFFS­STÖ-Pass, macht in der BRD Ur­laub und hat seinen/ihren ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halt we­der in der BRD noch in EFFSSTÖ: Für die­se Per­so­nen soll­ten in der BRD die ge­setz­li­chen Re­ge­lun­gen des Be­treu­ungs­rechts gel­ten, al­so sind Pat­Ver­fü und Vor­sor­ge­voll­macht in vol­lem Um­fang rechts­wirk­sam. Die An­wen­dung soll­te sich so lan­ge nicht von der von Per­so­nen mit ge­wöhn­li­chem Auf­ent­halt in der BRD un­ter­schei­den, wie der Staat des ge­wöhn­li­chen Auf­ent­halts die­ser Per­son das „Über­ein­kom­men über den in­ter­na­tio­na­len Schutz von Er­wach­se­nen“ noch nicht ra­ti­fi­ziert hat.