PatVerfü-Handbuch

Ei­ni­ge Tex­te des Hand­buch Pat­Ver­fü wer­den zur Zeit (1/2019) ak­tua­li­siert. Wir bit­ten noch um ein we­nig Ge­duld.

Das PatVerfü-Handbuch enthält ausführliche Informationen rund um das Thema PatVerfü. Sie können das Handbuch online lesen, als EBook herunterladen oder die gedruckte Broschüre bestellen. Oder lesen Sie die Einführung ins Thema.

Das PatVerfü-Handbuch ent­hält aus­führ­li­che In­for­ma­tio­nen rund um das Thema Pat­Verfü. Die The­men rei­chen von den ge­setz­li­chen Grund­la­gen für psych­ia­tri­schen Zwang bis hin zu prak­ti­schen Tipps, um sich mit der Pat­Verfü vor Zwangs­maß­nahmen zu schützen.

Einleitung

Nach jah­re­lan­ger Dis­kus­si­on ist am 18.6.2009 end­lich das neue Ge­setz zur recht­li­chen Re­ge­lung von  Pa­ti­en­ten­ver­fü­gun­gen ver­ab­schie­det wor­den und am 1.9.2009 in Kraft ge­tre­ten. Auf Grund­la­ge die­ses Ge­set­zes wur­de die Pat­Ver­fü® ent­wi­ckelt. Mit die­ser spe­zi­el­len Form von Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung wird es zur Ent­schei­dung je­des Ein­zel­nen, ob er/sie es in Zu­kunft noch wei­ter zu­lässt, als an­geb­lich „geis­tes­krank“ oder „psy­chisch krank“ be­zeich­net wer­den zu kön­nen oder, durch ei­ne Pat­Ver­fü ge­schützt, die­se Mög­lich­keit aus­schließt. Die Be­son­der­heit der Pat­Ver­fü ist, dass sie auch für den Psych­ia­trie­be­reich Selbst­be­stim­mung ga­ran­tiert. Mit ihr wird jeg­li­cher un­er­wünsch­te psych­ia­tri­sche Ein­griff in den Kör­per, je­de Frei­heits­be­rau­bung, die sich auf ei­ne psych­ia­tri­sche „Dia­gno­se“ grün­det wie auch Ent­mün­di­gung mit­tels un­ge­woll­ter Be­stel­lung ei­nes so­ge­nann­ten „recht­li­chen Be­treu­ers“ rechts­ver­bind­lich aus­ge­schlos­sen. Die Pat­Ver­fü ist mar­ken­recht­lich ge­schützt, das For­mu­lar steht aber im In­ter­net zum kos­ten­lo­sen Down­load und zur nicht-kom­mer­zi­el­len Nut­zung für al­le In­ter­es­sier­ten frei zur Ver­fü­gung.

Die Pat­Ver­fü wird von ei­nem Bünd­nis ver­schie­de­ner Or­ga­ni­sa­tio­nen und von Ju­ris­ten, die sich in der „Ar­beits­ge­mein­schaft Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung der Rechts­an­wäl­te“ zu­sam­men­ge­tan ha­ben, her­aus­ge­ge­ben. Zeit­gleich mit der Ent­schei­dung des Bun­des­tags am 18.6. 2009 stell­ten wir un­se­re In­ter­net­sei­ten rund um die Pat­Ver­fü un­ter www.PatVerfü.de ins Netz. Die­ser Tag der lang er­sehn­ten Ver­ab­schie­dung des Pa­ti­en­ten­ver­fü­gungs­ge­set­zes war für uns ein Freu­den­tag, denn sei­ne kon­se­quen­te Um­set­zung be­deu­tet das En­de der Zwangs­psych­ia­trie, wie wir sie ken­nen. Ei­ne Un­lo­gik be­steht je­doch noch dar­in, dass auf­grund des Fort­be­stehens der psych­ia­tri­schen Zwangs­ge­set­ze (sie­he das Ka­pi­tel Psych­ia­tri­scher Zwang und sei­ne recht­li­chen Grund­la­gen) psych­ia­tri­sche Ein­mi­schung ge­gen den er­klär­ten Wil­len nur durch ei­ne Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung des Typs Pat­Ver­fü ab­ge­wehrt wer­den kann und nicht um­ge­kehrt von vorn­her­ein aus­ge­schlos­sen ist. Das ist uns An­lass, die Pat­Ver­fü mit ei­ner brei­ten In­for­ma­ti­ons­kam­pa­gne be­kannt zu ma­chen, so dass sich mit der zu­neh­men­den Nut­zung das Schlupf­loch zu ei­nem Tor aus der Zwangs­psych­ia­trie her­aus er­wei­tert. Wir wol­len über das Ge­setz zur Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung, sei­ne Mög­lich­kei­ten und Kon­se­quen­zen in­for­mie­ren und ei­nem brei­ten Pu­bli­kum ei­ne kon­se­quen­te Nut­zung im Sin­ne der Selbst­be­stim­mung er­mög­li­chen. Wir be­ru­fen uns aus­drück­lich auf die Men­schen­rech­te.

So ist auch die­ses Hand­buch da­zu da, die Le­se­rIn­nen zu be­stär­ken, ih­re durch das Pa­ti­en­ten­ver­fü­gungs­ge­setz ge­ge­be­nen Rech­te wahr­zu­neh­men und als (künf­ti­ge) Nut­ze­rIn­nen der Pat­Ver­fü den Um­gang mit ihr zu er­leich­tern. Um ver­ständ­lich zu ma­chen, wie die Pat­Ver­fü funk­tio­niert, wer­den zu­erst die recht­li­chen Grund­la­gen der Zwangs­psych­ia­trie in der BRD auf den drei ge­setz­li­chen Ebe­nen aus­führ­lich be­schrie­ben so­wie die recht­li­che Dis­kus­si­on um Zwangs­be­hand­lung und Zwangs­un­ter­brin­gung, die vor der Re­ge­lung der Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung ei­ne Rol­le spiel­te, an­ge­spro­chen. Die Zwangs­psych­ia­trie un­ter­schei­det „Men­schen“ von an­geb­lich „psy­chisch Kran­ken“, de­nen die Men­schen­rech­te ent­zo­gen wer­den. Der Ab­schnitt „Zwangs­psych­ia­trie con­tra Men­schen­rech­te und UN-Be­hin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on“ the­ma­ti­siert in ei­nem knap­pen Über­blick die durch die Zwangs­psych­ia­trie zu­ge­füg­ten Men­schen­rechts­ver­let­zun­gen und de­ren Un­ver­ein­bar­keit mit der UN-Be­hin­der­ten­rechts­kon­ven­ti­on. Gu­te Grün­de, sich mit ei­ner Pat­Ver­fü zu weh­ren, be­nennt fin­den sich auch im Ab­schnitt „Zwangs­psych­ia­trie in Zah­len und die Will­kür psych­ia­tri­scher „Dia­gnos­tik““: Die dort an­ge­führ­ten sta­tis­ti­schen Da­ten zei­gen über das zah­len­mä­ßi­ge Aus­maß der Zwangs­psych­ia­trie hin­aus auch, dass Zwangs­psych­ia­trie Jede/n tref­fen kann, weil die „Dia­gno­sen“, die Vor­aus­set­zung für Zwangs­maß­nah­men sind, will­kür­lich und ab­hän­gig von den je­wei­li­gen Gut­ach­te­rIn­nen sind, die sie stel­len. Das Ka­pi­tel „Wil­le und Wohl“ be­schreibt die po­li­ti­sche Wen­de, die mit der Ent­schei­dung des Bun­des­ta­ges für das Pa­ti­en­ten­ver­fü­gungs­ge­setz ih­ren recht­li­chen Aus­druck be­kom­men hat: Die Zei­ten, als an­de­re – Ärz­tIn­nen und Rich­te­rIn­nen – de­fi­nier­ten, was das an­geb­lich „ob­jek­ti­ve“ Wohl ei­nes Men­schen sei und was zu die­sem an­geb­lich „ob­jek­ti­ven“ Woh­le ei­nes Men­schen ge­gen des­sen er­klär­ten Wil­len zu un­ter­neh­men oder zu un­ter­las­sen sei, sind nun end­lich Ver­gan­gen­heit.

Im prak­ti­schen Haupt­teil des Bu­ches wer­den die Pat­Ver­fü und ih­re Ein­satz­mög­lich­kei­ten Schritt für Schritt er­klärt und dar­auf hin­ge­wie­sen, was beim Auf­set­zen der Pat­Ver­fü und für de­ren ef­fek­ti­ve Nut­zung be­ach­tet wer­den soll­te. Im Ab­schnitt „Die ge­setz­li­chen Grund­la­gen der Pat­Ver­fü im Bür­ger­li­chen Ge­setz­buch (BGB)“ sind al­le für die Pat­Ver­fü wich­ti­gen Pa­ra­gra­phen des Bür­ger­li­chen Ge­setz­bu­ches als Gan­zes ab­ge­druckt. In an­de­ren Ka­pi­teln wer­den dann ein­zel­ne Pas­sa­gen dar­aus er­klärt. Die „Hin­wei­se (nicht nur) für Rich­ter, Be­treu­er, Psych­ia­ter“ sind nicht nur für die ge­nann­ten Be­rufs­grup­pen lehr­reich, um zu wis­sen, was sie be­ach­ten müs­sen, um im Sin­ne des neu­en Pa­ti­en­ten­ver­fü­gungs­ge­set­zes zu han­deln, es um­zu­set­zen und um sich nicht ge­gen die Selbst­be­stim­mungs­rech­te und die (kör­per­li­che) In­te­gri­tät ei­ner Per­son der Frei­heits­be­rau­bung und Kör­per­ver­let­zung straf­bar zu ma­chen – sie bie­ten auch für In­ha­be­rIn­nen ei­ner Pat­Ver­fü wei­te­re Ver­ständ­nis­mög­lich­keit über die Funk­ti­ons­wei­se ih­rer Pa­ti­en­ten­ver­fü­gung. Der Ab­schnitt „Ge­richt­lich be­stä­tigt: Mit Pat­Ver­fü kei­ne Zwangs­be­gut­ach­tung!“ prä­sen­tiert ein Bei­spiel der er­folg­rei­chen Ver­hin­de­rung von Ent­mün­di­gung, die mit der Pat­Ver­fü vor Ge­richt durch­ge­setzt wer­den konn­te. Am En­de des Hand­buchs wird auf Mög­lich­kei­ten der Wei­ter­in­for­ma­ti­on und des En­ga­ge­ments hin­ge­wie­sen, wie z.B. auf den aus­führ­li­cher dar­ge­stell­ten Pat­Ver­fü-Club, in dem sich Nut­ze­rIn­nen der Pat­Ver­fü über ein pass­wort­ge­schütz­tes In­ter­net- Fo­rum un­ter­ein­an­der  aus­tau­schen kön­nen. Auf den letz­ten Sei­ten stel­len sich die ein­zel­nen Her­aus­ge­ber-Or­ga­ni­sa­tio­nen der Pat­Ver­fü mit ei­ner kur­zen Selbst­be­schrei­bung und un­ter An­ga­be ih­rer Kon­takt­da­ten und In­ter­net­sei­ten vor.

Noch ei­ne An­mer­kung zur Schreib­wei­se: Im Hand­buch wird ver­sucht, so häu­fig wie mög­lich ge­schlechts­neu­tra­le For­mu­lie­run­gen zu ver­wen­den. Da sol­che je­doch an ei­ni­gen Stel­len die Le­ser­lich­keit des Tex­tes stark be­ein­träch­tigt hät­ten bzw. die Um­for­mu­lie­rung auf­grund von Zeit­knapp­heit vor Re­dak­ti­ons­schluss nicht mehr mög­lich war, ist die ge­schlechts­neu­tra­le Schreib­wei­se we­der durch­gän­gig noch ein­heit­lich. Da die Pat­Ver­fü als ju­ris­tisch wich­ti­ges Do­ku­ment größt­mög­lich ver­ständ­lich sein soll, wur­de im Vor­druck vom For­mu­lar kom­plett von ge­schlechts­neu­tra­ler Schreib­wei­se ab­ge­se­hen.